Ralf Gruber - systemisch agil
 

Systemische Schemata

"Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Lösung - und diese ist falsch."

Albert Einstein

Für viele Fragen unserer hochdynamischen und komplexen VUCA Welt gibt es keine einfachen  Patentlösungen mehr. Noch dazu kann eine gute Antwort je nach konkreter Situation ganz verschieden aussehen. Was in einer Firma funktioniert muss nicht zwangsläufig im Kontext einer anderen Firma auch funktionieren. Aus diesem Grund empfehlen sich Beratungsansätze, die mit frameworks arbeiten und für ganz verschiedene Ausgangssitutationen und Ziele einsetzbar sind. Also allgemeine hilfreiche logischen Strukturen (Schemata), die dann für den jeweiligs konkreten Fall genutzt werden können.
Die Verwendung dieser logischen Schemata bietet vielerlei Vorteile, z.B. kann dadurch der Lösungsraum erweitert werden und aus allgemeinen Strukturen Anregungen für den konkreten Anwendungsfall gewonnen werden. Die systhemischen Schemata habe ich meiner Ausbildung zum systemischen Berater am SySt Institut kennengelernt; ich nutze sie gezielt in meinem beruflichen Umfeld.
Wie  sieht das konkret in der Praxis und im Umfeld von agilen Methoden aus? Typische Schemata und Anwendungsfälle auf Team- oder Unternehmensebene  sind z.B. 

  • (Werte-)spannungen:   Ein typisches Dilemma (bzw. eine Spannung) in der sich heute viele Unternehmen befinden ist die Anforderung auf der einen Seite das Kerngeschäft, das man kennt und das Gewinne erwirtschaftet zu optimieren (exploit) und auf der anderen Seite neue Geschäftsfelder zu etablieren, von denen noch nicht  klar ist, ob sie erfolgreich werden (explore). Dies ist auch bekannt  unter dem Schlagwort Ambidexterity  oder innovators dilemma. Beide Aufgaben erfordern unterschiedliche Vorgehensweisen und Werte und führen somit zu einer Spannung. Im günstigen Fall ist dies eine produktive Spannung,  die ein Ausbalancieren ermöglicht, im ungünstigen Fall entstehen  Übertreibungen in die eine oder die andere Richtung und ein wechselseitiges Bekämpfen.
    Systemische tools helfen hier, dieses Spannungsfeld zu erkunden und eine gute und situationsgerechte Balance zwischen den beiden unterschiedlichen Anforderungen zu finden. 
  • Tetralemma: In jedem Entscheidungsprozess zwischen 2 Möglichkeiten gibt es noch die Position der (oft übersehenen möglichen) Verbindung ("beides") und die Position, dass es eigentlich um eine andere Frage geht oder wesentliche Elemente ausgeblendet bzw. noch nicht betrachtet wurden ("keines"). Die Arbeit mit dem Tetralemma ermöglicht es, diese 4 Positionen (Lösung A, Lösung B, eine Verbindung davon, oder keine der beiden) systematisch zu erkunden und dadurch Anregungen zu bekommen, wie z.B. scheinbare Widersprüche integriert werden können. Oder um z.B. festzustellen, dass viel Energie in ein bestimmtes Thema geht während das eigentliche Thema nicht bearbeitet wird. 
  • Wichtige Aspekte werden übersehen: Manchmal sind Verhaltensweisen von Menschen und Teams rätselhaft. Trotz erheblicher Bemühung verlaufen Veränderungen im Sand. Oft liegen die Gründe dafür unter der Oberfläche, sind also auf den ersten Blick nicht sichtbar. Das kann z.B. ein Vorgesetzer sein, der die zunehmende Selbstorganisation des Teams kritisch sieht ohne dies aber entsprechend zu äußern. Oder eine Veränderung wird nicht aufgrund inhaltlicher Gründe abgelehnt sondern aufgrund einer unschön verlaufenen früheren Veränderungsinititative. Durch das logische Schema "Ausgeblendetes Thema" können solche Aspekte gezielt identifiziert und bearbeitet werden.
  • Stärkung und Balancierung wichtiger Teamkompetenzen: Mit Hilfe des sogenannten Wertedreiecks kann man einen Ressourcenraum aufspannen, der z.B. Aspekte wie Kommunikation, Strukturen und Weiterentwicklung abdeckt. Dies verdeutlich Stärken des Teams, die genutzt werden können, aber auch Bereiche, die momentan eher vernachlässigt werden, aber notwendig wären, um Fortschritte zu machen. Ziel ist dabei eine Stärkung aller drei Ecken bzw. Dimensionen.
  • Systemprinzipien: Es gibt verschiedene aufeinander aufbauende Systemprinzipien wie z.B. klare Definition von Zugehörigkeiten zum Team (was in Matrixorganisationen oder gleichzeitigen Projekte nicht immer trivial ist) oder auch Anerkennung besonderer Leistungen. Treten Schwierigkeiten in Teams auf, dann können diese Prinzipien wertvolle Anregungen für Lösungsansätze bieten.

Jeder dieser Schemata unterstützt die Bearbeitung von typischen Problemfeldern. Sie bieten eine Vielzahl an Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfestellungen  und sind dabei äußerst flexibel und könnenn passgenau auf die jeweilige spezifische Situation angepasst werden.