Ralf Gruber - systemisch agil
 

Spiral Dynamics - Entwicklungsmodell für Werte

Der Begriff agile Methoden und agile Transformation ist in aller Munde und wird durchaus unterschiedlich definiert. Es gibt verschiedenste Vorstellungen darüber, wo Schwerpunkte zu sehen sind und was letztendlich wie mit einer agilen Transformation erreicht werden kann und soll. Diese Werte widersprechen sich dabei zum Teil.

Ein gutes Modell diese verschiedenen Auffassungen zu strukturieren ist spiral dynamics. Dieses empirische Entwicklungsmodell geht davon aus, dass sich je nach Anforderungen der Umwelt verschiedene Werte und Vorgehensweisen als erfolgreich erweisen. Allerdings verändert sich die Welt auch permanent, insofern ist es auch immer wieder erforderlich, neue Vorgehensweisen und Werte hinzuzunehmen. Dadurch verschwinden alte Werte nicht, sie werden aber relativiert.

Die Stufen werden dabei mit Farben bezeichnet, auch um auszudrücken, dass keine Stufe an sich besser ist - es geht eher darum, mehr Möglichkeiten zu haben um je nach Kontext und Ziel angemessen reagieren zu können. Jede Stufe hat auch hilfreiche und weniger hilfreiche Ausprägungen. Im Folgenden sind die Stufen stichpunktartig umrissen

  • Rot: Impulsiv, dies hat oft ein kämpferisches Element von Einzelnen und ist gut um neue Impulse zu erzeugen. Auf der anderen Seite ist es oft kurzfristig orientiert.
  • Blau: Autoritär, hier geht es um das Einhalten von Regeln und Strukturen. Was auf der einen Seite, langfristige Stabiliät ermöglich, auf der anderen Seite kann es auch zur Erstarrung führen.
  • Orange: Strategisch, hier geht es um Leistungsfreude und pragmatische Lösungen. Allerdings kann die alleinige Fokussierung auf Leistung auch zu einer "kalten" Kultur führen in denen wenig Empathie vorhanden ist.
  • Grün: Emapthie; es gibt einen Pluralismus an Meinungen und Empathie, allerdings dürfen darüber nicht die anderen Ebenen vernachlässigt werden.
  • Gelb: Integrativ, Systemisch: Hier wird der Wert jeder Stufe gesehen und je nach Kontext flexibel gehandelt. Diese Integration aller Werte ist erst auf dieser Stufe möglich.

Inwieweit ist dieser Modell jetzt für den agilen Transformationsprozess hilfreich? Traditionelle Industriekonzerne, Behörden oder das Militär sind oft auf der blauen Ebene angesiedelt. Was durchaus funktional ist, da die Aufgabe einer Behörde ja auch ist, zuverlässig reprodzierbare Prozesse zu haben. Potential gibt es aber für Effizienzsteigerung, die auf der nächsten Ebene angesiedelt ist.
Höhere Führungsebenen von Konzernen sind oft orange, d.h. sehr leistungsorientiert. Auch das ist für die Zielerreichung hilfreich, allerdings kommen diese Systeme an ihrer Grenzen, wenn junge Mitarbeiter Forderungen nach einer Führung auf Augenhöhe und Sinn stellen. Hier gibt es Möglichkeiten, das kreative Potential der Mitarbeiter besser zu nutzen indem man Elemente der nächsthöheren Ebene (grün) einfließen lässt
NGO oder gemeinnützige Vereine sind oft auf der grünen Ebene zu finden. Obwohl viele eine großen Sinn in ihrer Arbeit sehen, sind oft einfach Prozesse sehr umständlich und die wirtschaftlichen Leistungsaspekte oft nicht entsprechend abgedeckt. HIer wäre eine Wertschätzung und Nutzung von Elementen aus darunterliegenden Ebenen hilfreich.

Dieses Model hilft mir, je nach Entwicklungsstand und Umfeld einer Organisation sowohl zu verstärken, was bereits gut funktioniert als auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu identifizieren.