Ralf Gruber - systemisch agil
 

Lösungsfokussierung

Change is happening all the time - solution focus is there to identify this usefull change and to amplify it.

Mark McKergow,

Wenn man einem Taxifahrer als Ziel angeben würde: "Weg von hier", hätte er Schwierigkeiten zu wissen, wohin er fahren soll. Im übertragenen Sinne werden viele Problemstellungen im Business und im privaten Bereich aber ähnlich formuliert: Genaue Beschreibungen, was nicht mehr sein soll, aber wenig konkrete Vorstellung des gewünschten Zieles oder Nutzung der verfügbaren Ressourcen und Kompetenzen, die zur Zielerreichung beitragen können. Genau hier setzt die Lösungsfokussierung an.

Management ist die Fokussierung von Aufmerksamkeit

Natürlich kann die Analyse von Fehlern hilfreich sein, um über Feedbackschleifen zu lernen und Dinge zu verbessern. Oft wird dabei aber völlig vergessen, auch darüber zu reden, was stattdessen sein sollte. Die Gespräche drehen sich nur darum, was nicht sein soll und damit wird die Aufmerksamkeit leider auf das unerwünschte Verhalten gelenkt. Die Aufforderung nicht an einen grünen Elefanten zu denken führt eben genau zum Gegenteil -  man denkt unweigerlich an einem grünen Elefanten. Genauso führt die Aufforderung  zu sammeln, was in der Zusammenarbeit zweier Teams schief läuft zu einer Fokussierung auf Schwierigkeiten - und damit wird eine vielleicht ganz passable Zusammenarbeit in der Wahrnehmung als sehr schlecht erlebt. Mit ganz handfesten Implikationen:  Es kann z.B. eine Abwärtsspirale entstehen, durch pauschale Aussagen "die anderen kooperieren ja sowieso nicht", die dann letztendlich dadurch auch tatsächlich zu weniger Kooperation führt. Eine wenig hilfreiche selbsterfüllende Prophezeiung.

Lösungsfokussierung ist dabei auf keinen Fall zu verwechseln mit positivem Denken oder mit der Idee, alles durch eine rosarote Brille zu sehen. In der Realität ist es aber eben meistens so, dass bestimmte Aspekte der Zusammenarbeit funktionieren und andere nicht. Oder dass in bestimmten Phasen oder unter bestimmten Voraussetzung z.B. eine gute Kooperation möglich ist. In der Lösungsfokussierung geht es jetzt darum, diese konkreten und tatsächlich stattgefunden positiven Fälle zu erkennen, herauszufinden, was dazu beiträgt und diese Bedingungen dann möglichst öfters zu schaffen und zu verstärken. Dadurch werden Lösungen, die bereits erfolgreich funktioniert haben unterstützt und verstärkt.
Sie ist auch gut nutzbar um ein konkretes anzustrebendes und attraktives Zielbild zu entwerfen.

Dieser Fokus spiegelt sich in den lösungsorientierten Fragen wieder, wie z.B.

  • Wie hat das Team in der Vergangenheit Schwierigkeiten bewältigt?
  • Was ermöglicht bei anderen Teams eine konstruktive Zusammenarbeit?
  • Was läuft momentan bei der Kooperation gut?
  • Welche Kompetenz des Teams ist in dieser Situation gerade am wichtigsten?
  • Woran würden Sie erkennen, dass das Team in dieser anspruchsvollen Situation gut zusammenarbeitet?
  • Woran würden Sie erkennen, dass Sie Ihrem Ziel einen Schritt näher gekommen sind?

All diese Fragen fokussieren auf Elemente, die zur Lösung beitragen und teilweise auch schon erfolgreich unter Beweis gestellt wurde. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich fast immer, dass es Kompetenzen gibt, die bisher nur noch nicht ausreichend genutzt wurden. Oder dass das Team bereits phasenweise konstruktiv zusammengearbeitet hat. Durch die lösungsfokussierten Fragen wird dies wieder in den Fokus gebracht und bereits erfolgreiche Verhaltensweisen und Kompetenzen können aufgegriffen und verstärkt werden.

Konkrete Ziele

Wichtig ist es hierbei - wie schon in dem eingangs erwähnten Beispiel des Taxifahrers, der wissen muss, wo er hinfahren soll - ein möglichst konkretes Bild der gewünschten Zukunft zu entwickeln. Allgemeine Ziele wie "wir wollen besser kommunizieren" bieten wenig Orientierung, weil jeder dazu eine andere Vorstellung hat und es unklar ist, was damit gemeint ist. Besser sind beobachtbare Ziele und Verhaltensweisen, die so klar sind, dass man es als Gedankenexperiment auch als kleine Szene verfilmen könnte ("drehbuchkonkret"). Also beispielsweise Herr Müller berichtet jeden Morgen im daily stand-up für ca 5 Minuten über wichtige Kundenrückmeldungen des letzten Tages oder ein Meetingleiter hat das Recht zu umfangreiche Diskussionsthemen zu "parken" und dann separat mit den Beteiligten zu klären.

Lösungsfokussierung unterstützt also dabei, klare Ziele zu definieren und nutzt die Vorhandenen Kompetenzen des Teams. Hier finden Sie ein Arbeitsblatt mit lösungsfokussierten Fragen, das Sie für ihre Fragestellung nutzen können.